Die Bibel sagt, dass die Wahrheit uns frei machen wird (Johannes 8,32). Daher wäre es gut zu wissen, was die Wahrheit ist.
Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. Johannes 1,17
Das Wort geworden steht im Griechischen im Singular, was bedeutet, dass Gnade und Wahrheit als Einheit betrachtet werden. Gnade und Wahrheit sind somit nicht zwei verschiedene Dinge, sondern gehören zusammen. Gnade ist Wahrheit und Wahrheit ist Gnade. Wenn wir also wissen, dass die Wahrheit uns frei macht, können wir somit auch sagen, dass die Gnade uns frei macht. Tradition hat uns jedoch gelehrt, dass wir das Gesetz halten müssen. Oftmals wird das auch damit begründet, dass Jesus selbst Antworten aus dem Gesetz gab. Doch um die Bibel richtig zu verstehen, müssen wir wissen, dass die Bibel zu verschiedenen Menschengruppen spricht. Daher müssen wir unterscheiden, wer etwas sagt, warum etwas gesagt wird und zu wem etwas gesagt wird. Das hilft uns schon sehr, die Bibel richtig zu interpretieren.
Und als er sich auf den Weg machte, lief einer herbei, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? Aber Jesus sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; ehre Vater und Mutter.« Er aber sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf. Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach! Markus 10,17-21
Der reiche Jüngling stellte Jesus eine Frage und sagte ihm, dass er das Gesetz seit Jugend an gehalten habe. Und Jesus gab ihm eine Antwort aus dem Gesetz, worauf der reiche Jüngling schliesslich traurig davon ging. Der Mann kam zu Jesus mit dem Gesetz, also antwortete Jesus ihm mit dem Gesetz. Tradition hat uns gelehrt, dass der Reichtum des Mannes sein Problem war, doch die Wahrheit ist, dass er das Gesetz nicht halten konnte und einen Erlöser brauchte. Denn das Gesetz wird dir immer sagen: „Eines fehlt dir.“ Das Gesetz kann auch den Besten unter uns nicht erlösen, weil kein Mensch das Gesetz halten kann. Anders ist es jedoch mit der Gnade. Gnade erlöst auch den Schlechtesten von uns.
Eine andere Begebenheit sehen wir in Johannes Kapitel vier. Dort trifft Jesus beim Brunnen auf die Samariterin. Diese Frau wusste, was gescheiterte Beziehungen sind. Sie hatte bereits fünf hinter sich und lebte nun in einer sechsten, war aber nicht mit diesem Mann verheiratet. Was diese Frau brauchte, war nicht jemand, der ihr sagte, was sie alles falsch gemacht hatte in ihrem Leben. Denn das wusste sie bestimmt selbst, schliesslich ging sie zu einem Zeitpunkt an den Brunnen, zu dem sie hoffen konnte, alleine zu sein, so dass niemand sie verurteilen und mit dem Finger auf sie zeigen konnte. Sie brauchte jemanden, der ihr zerbrochenes Herz heilen und ihre Sünden vergeben konnte. Das Gesetz hat ihr nicht geholfen, denn sie befand sich ja mittlerweile in ihrer sechsten Beziehung. Doch nun begegnete sie der Gnade in Person, Jesus, und ihr ganzes Leben hat sich verändert. Jesus bietet ihr Gnade und Vergebung an, statt Verurteilung und Verdammnis. Diese Frau kam zu Jesus und brauchte Erlösung und Jesus antwortete ihr mit Erlösung. Jesus gab ihr Gnade und Gnade machte sie frei. Sie, die vorher die Menschen gemieden hatte und alleine zum Brunnen kam, eilte nun in die Stadt zurück und erzählte allen, was Jesus getan hatte.
Es glaubten aber an ihn viele der Samariter aus dieser Stadt um der Rede der Frau willen, die bezeugte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe. Johannes 4,39
Gnade hat diese Frau wahrhaftig frei gemacht. Durch sie, eine ehemalige Sünderin, geächtet und verurteilt, kamen viele Menschen zum Glauben an Jesus Christus. Warum? Sie ist Gnade begegnet und wurde frei. Was das Gesetz nicht tun konnte, hat Gnade getan. Das Gesetz kann auch den Besten nicht erretten, aber Gnade kann auch den schlimmsten Sünder erretten.